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EPT: Die European Poker Tour im Porträt
Deutsche Pokerfans, die ihrem Lieblingshobby live nachgehen möchten, haben dazu zwei Möglichkeiten: Entweder sie spielen bei den regelmäßigen Turnieren oder Cash Games in einem der gut 70 Spielbanken und Casinos in Deutschland mit oder sie suchen sich eine Herausforderung bei einer großen Pokerturnier-Serie. Bis zum Jahr 2004 gab es für europäische Pokerfans als echte Herausforderung nur jeden Sommer die Reise nach Las Vegas zu der World Series of Poker (WSOP). Und auch heute noch ist die WSOP das Nonplusultra der Pokerwelt. Doch seit 2004 gibt es für Pokerspieler in Europa eine Alternative: Die European Poker Tour (EPT). Heute gilt die EPT als die wichtigste Turnierserie Europas und braucht sich bezüglich Teilnehmerzahlen, Preispools und Anwesenheit namhafter Poker-Pros nicht hinter der WSOP zu verstecken. Woher kommt die EPT? Wer steckt dahinter? Poker.de stellt die European Poker Tour in diesem Bericht ausführlich vor.
Geschichte der European Poker Tour
Hinter der European Poker Tour steckt der TV-Produzent und Hobby-Spieler John Duthie. Er rief zu einer Zeit, als sich Poker weltweit und dabei insbesondere die Texas Hold’em Spielvariante auf einem einmaligen Siegeszug befand, die European Poker Tour ins Leben. Im Jahr 2004 startete Duthie die EPT als Turnierserie mit kleineren Buy-Ins als Gegenentwurf zu den großen Serien wie WSOP oder WPT. Gespielt werden sollte die neue Turnierserie in den besten Casinos der schönsten und historischsten Städte Europas. Die Serie sollte immer in Barcelona im September starten und im folgenden Jahr im März in Monaco zu Ende gehen.
Im Jahr 2004 wurde am 18. und 19. September in Barcelona das erste EPT Turnier der Geschichte gespielt. 229 Spieler zahlten den Buy-In von 1.000 Euro. Die erste Spielzeit bestand aus sieben Turnieren. Die EPT machte in ihrer Gründungssaison in Städten wie London, Dublin, Kopenhagen oder Wien halt. So war die European Poker Tour am Anfang eine Serie mit kleineren Preispools und auch mit weniger Stars. Doch der erste Gewinner, der Schwede Alexander Stevic, kassierte für den Sieg bei der EPT Barcelona auch immerhin stolze 98.000 Dollar.
So rückte die EPT nach kurzer Zeit mehr und mehr in den Fokus von Pokerspielern und Profis aus aller Welt. Die Teilnehmerzahlen und die Preispools wuchsen und der Buy-In stieg bis zum Jahr 2007 auf 8.000 Euro. Hatte der Gesamtpreispool in der ersten Saison noch bei 4,4 Mio. Euro gelegen, wurden zum Beispiel in Season 4 schon 38,2 Mio. Euro ausgespielt. Dies rief auch namhafte Spieler wie Phil Ivey, Phil Hellmuth oder Patrik Antonius auf den Plan. Heute liegt der Buy-In für das Grand Final bei 10.000 Euro.
Im Jahr 2008 wurde das erste EPT-Event außerhalb Europas ausgetragen. Vom 5. bis zum 14. Januar 2012 gehörte zum ersten Mal auch der PCA Event auf den Bahamas (PokerStars Caribbean Adventure) zum Turnierplan der European Poker Tour. Im Jahr 2020 befindet sich die EPT schon in ihrer 12. Saison. Während eine EPT-Season am Anfang aus sieben Events bestand, hatte man in den Spielzeiten 6 bis 8 (2009 bis 2012) mit 13 Events den numerischen Höhepunkt erreicht. Inzwischen gehören nicht mehr als sechs bis acht Turnierstopps zu einer EPT-Saison. Bei der EPT wird ein Finaltisch immer mit acht Spielern ausgetragen und alle Main Events werden ausnahmslos in der Texas Hold’em NL Freezeout Variante gespielt.
Eigentümer PokerStars
Im Jahr 2011 übernahm der Pokerraum PokerStars die European Poker Tour von John Duthie. Duthie hatte bis zum Ende der 7. Saison als Präsident die EPT geführt. Zu Beginn der achten Saison, der ersten Saison unter der Flagge von PokerStars, übernahm der Österreicher Edgar Stuchly das Präsidenten-Amt und führt es auch heute noch aus. Stuchly arbeitete weiter daran, die Vision der EPT zu verfeinern und brachte zahlreiche Verbesserungen und Weiterentwicklungen auf den Weg.
Wer sich heute online für einen Live-Event der European Poker Tour qualifizieren möchte, kann dies ausschließlich über Qualifikations-Turniere bei PokerStars tun. Im Zuge der weltweiten Expansion gründete PokerStars als Ableger der EPT weitere regionale Turnierserien. 2007 rief PokerStars die Asia Pacific Poker Tour (APPT) ins Leben, die in großen asaiatischen und pazifischen Städten ausgetragen wird. Ein Jahr später folgte die Latin American Poker Tour (LAPT). Gespielt wird diese in diversen lateinamerikanischen Ländern. Der Startschuss fiel in Brasilien.
2009 kam als rein italienischer Ableger die Italian Poker Tour (IPT) dazu. Die erste Saison begann dabei in San Remo. Zur gleichen Zeit startete auch die Australia New Zealand Poker Tour (ANZPT). Gespielt wird wie der Name schon sagt in Ozeanien. Auch in Spanien gibt es einen EPT-Ableger, die Estrellas Poker Tour (ESPT).
Der französische Ableger, die France Poker Series (FPS), und der britisch-irische Ableger, die UK & Ireland Poker Tour (UKIPT) wurden 2010 gestartet. Ein weiterer europäischer Ableger wurde 2011 mit der Eureka Poker Tour gegründet. Austragungsorte der Eureka Tour sind Städte in Ost- und Mitteleuropa. 2020 wird die vierte Saison gespielt.
Meilensteine der EPT
Der erste Meilenstein der European Poker Tour war sicher der erste Main Event in Barcelona 2004. In einem vierstündigen Heads-up Match sicherte sich der Schwede Alexander Stevic gegen Dave O’Callaghan Aus Irland den ersten EPT Titel. In der dritten Staffel gab es dann erstmals für einen Sieger ein Preisgeld von über einer Million Euro zu gewinnen. Der US-Amerikaner Gavin Griffin holte sich über 1,8 Millionen Euro durch seinen Sieg beim EPT Grand Final in Monte Carlo.
Im vierten Jahr der Turnierserie holte sich der nur 18 Jahre alte Mike „Timex“ McDonald den Sieg beim Main Event der EPT Dortmund und wurde somit zum jüngsten Gewinner der European Poker Tour aller Zeiten. Den größten Preispool gab es im fünften Jahr. Poorya Nazari aus Kanada gewann den Main Event des PokerStars Caribbean Adventure für exakt 3 Millionen Dollar. Die sechste Staffel der EPT ging als Rekordsaison in die Geschichte ein: Über 9.000 Spieler hatten damals für den riesigen Preispool von über 56 Millionen Euro gesorgt.
Seit 2008 kürt die European Poker Tour zudem den besten Spieler einer Saison. Der erste Titel ging an den Ukrainer Max Lykov. 2014 ging der Titel erstmals nach Deutschland. Der deutsche Poker Profi Ole Schemion kam in der 10. EPT-Saison 14 mal ins Geld und wurde Spieler des Jahres.
Frauen bei der EPT
Anders als bei den Konkurrenz-Turnierserien WSOP oder WPT gab es bei der EPT zahlreiche große Erfolge weiblicher Spieler. So gewann in der 3. Saison die Engländerin Vicky Coren als erste Frau einen EPT Main Event. Zudem wurde Coren mit ihrem Sieg beim EPT Sanremo Main Event im Jahr 2014 die erste Person in der Geschichte der European Poker Tour, die ein zweites Main Event gewinnen konnte. Der zweite Main Event Sieg einer Frau ging nach Deutschland. Sandra Naujoks konnte im März 2009 den Main Event der EPT Dortmund für sich entscheiden. Und ein Jahr später schnappte sich in der 6. Saison die Britin Liv Boeree, die heute auch Mitglied im Profi-Team von PokerStars ist, den Sieg bei der EPT Sanremo. Für ihren Sieg kassierte sie 1,25 Mio. Euro.
Deutsche Pokerspieler bei der EPT
In der 5. Saison gingen das erste Mal drei Main Events nach Deutschland: Neben Sandra Naujoks konnte Sebastian Ruthenberg die EPT Barcelona sowie Moritz Kranich die EPT Deauville gewinnen. Und auch in der 8. Saison gingen drei Main Events an deutsche Spieler: Martin Schleich, Benny Spindler und Martin Finger triumphierten bei der EPT Barcelona, der EPT London und der EPT Prag. Für den ersten deutschen European Poker Tour Sieg hatte in der 3. Saison Duc Thang Nguyen gesorgt. Er holte sich Platz 1 bei der EPT Baden.
Weitere deutsche Main Event Gewinner lauteten: Michael Schulze �“ EPT Warschau 2008, Michael Eiler �“ EPT Wien 2010, Daniel Pidun �“ EPT Berlin 2013, Julian Track �“ EPT Prag 2013, Andre Lettau �“ EPT Barcelona 2014 und Sebastian Pauli �“ EPT London 2014. Mit 13 Siegen liegt Deutschland im EPT-Ländervergleich auf Platz 3 hinter Großbritannien (17 Siege) und den USA (16 Siege).
EPT Berlin 2010: Der dramatischste Event in der Geschichte der EPT
Besonders im medialen Rampenlicht, auch außerhalb der üblichen Pokermedien, stand aber sicherlich die EPT in Berlin im Jahr 2010. Leider erreichte das Turnier diese Aufmerksamkeit nicht durch spannende Poker Spiele und Gewinne. Die EPT wurde Opfer eines spektakulären Raubüberfalls. Gespielt wurde vom 2. bis 7. März im Grand Hotel Hyatt, Berlin. Am 6. März, einem Samstag, stürmten vier bewaffnete Männer die Turnierräume. Sie erbeuteten etwa 240.000 Euro. Getötet wurde bei dem Überfall zum Glück niemand. Einige Anwesende waren in dem Chaos verletzt worden. Die EPT-Security hatte zudem zum Glück den flüchtenden Räubern einen Teil der gestohlenen Summe wieder abnehmen können, sonst wäre der finanzielle Verlust wohl noch höher gewesen. Nach fast fünf Stunden Unterbrechung konnte an dem Samstag der Haupt-Event wieder fortgesetzt werden.
Am 15. März gab es den ersten Fahndungserfolg der Polizei. Nach und nach wurden dann alle vier Täter gefasst. Der Drahtzieher Mohammed Abu-C. stammt aus dem Berliner Abou-Chaker-Clan, dem der Rapper Bushido nahe steht.