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Geschichte von Glücksspiel, Spielkarten und Poker in Deutschland
Glücksspiele sind in vielen Gegenden schon so alt wie die Menschheit. Schon aus der Zeit um 3.000 vor Christus wurden im Gebiet des ehemaligen Mesopotamien, im heutigen China, sechsseitige Würfel aus Knochen und Elfenbein gefunden. In Deutschland kam das Glücksspiel, wie man heute weiß, vor allem im Mittelalter auf. Heutzutage gibt es neben zahlreichen landbasierten Casinos und Spielbanken auch unzählige Online Casinos, in denen man im Internetzeitalter sein Glück versuchen kann. Hinzu kommt ein riesiges Angebot an Online Pokerräumen. Poker.de wirft einen Blick auf die Geschichte des Glücksspiels und der Kartenspiele in Deutschland und sieht sich besonders die Entwicklung des Pokerspiels an.
Glücksspiel in Deutschland
Heutzutage weiß man, dass im Deutschland des Mittelalters Würfelspiele sehr beliebt waren. Sie wurden überall gespielt. Was heute Casinos sind, waren damals Gasthäuser. Dort konnte oft um Geld gegen andere Spieler gezockt werden. Ende des 14. Jahrhunderts entstanden die ersten lizensierten Spielhäuser in Würzburg und Frankfurt. Dort durften auch die Glücksspiele gespielt werden, die ansonsten verboten waren. Lotterien kamen ab dem 16. Jahrhundert dazu.
1832 wurden die ersten Spielcasinos in Kur- und Badeorten eröffnet. Der deutsche Staatenbund hatte das Glücksspiel im gesamten Reich legalisiert. Gegen Bezahlung konnte man Lizenzen für private Spielbanken erwerben. Größte Bekanntheit in ganz Europa erlangte damals das Casino in Baden-Baden. Dieser Glücksspielboom hielt bis zur Gründung des Deutschen Kaiserreichs 1871 an. Im Jahr 1872 wurden deutsche Spielbanken wieder verboten. Das europäische Glücksspiel fand danach in Monte Carlo seinen neuen Mittelpunkt.
Nazis heben Glücksspielverbot des Kaiserreiches auf
Erst die Nazis hoben im Jahr 1933 das Glücksspielverbot für Spielbanken als zusätzliche staatliche Einnahmequelle wieder auf. Wie zahlreiche andere deutsche Casinos eröffnete auch Baden-Baden wieder seine Türen. Der badische Kurort wurde aber nie wieder so berühmt wie im 19. Jahrhundert. Mit dem Kriegsende mussten die Spielbanken ihren Betrieb wieder einstellen.
In den 50er Jahren wurden die Casinos dann im Zuge der neuen deutschen Glücksspielregelung wieder eröffnet. Im Mittelpunkt standen vor allem Glücksspielautomaten. Automaten bei denen man viel Geld gewinnen konnte, durften nur in den Spielbanken betrieben werden. Bis heute stehen die Spielbanken in Großstädten und Kur- und Badeorten unter Verwaltung der Bundesländer. Private Anbieter von landbasierten Casinos sind in Deutschland nach wie vor verboten, aber es gibt im ganzen Bundesland viele Spielbanken.
Kartenspiel in früheren Zeiten: (Bildquelle: wikimedia.org)
Kartenspiele in Deutschland
Die frühesten Nachweise auf Spielkarten stammen aus dem 12. Jahrhundert in Korea, Indien und China. Die Karten in Indien waren rund, die chinesischen waren längliche, schmale Streifen. Nach Deutschland kamen die Kartenspiele im 14. Jahrhundert aus dem Orient. Araber oder Ägypter brachten die Spiele mit sich. Einmal in Deutschland, verbreiteten sie sich in Windeseile. Das älteste heute noch erhaltene Kartenspiel wurde um das Jahr 1430 in Stuttgart gefunden. Auf den Karten sind Jagdszenen einer Hofgesellschaft zu sehen. Durch die Erfindung der Holzschnitttechnik konnten die Kartendecks besser vervielfältigt werden. Zu dieser Zeit entstanden auch die Kartenfarben: Das französische Blatt mit Kreuz, Pik, Herz und Karo sowie das deutsche Blatt mit Herz, Blatt, Eicheln und Schellen.
Deutsche Spielkarten (Bildquelle: ludomax.de)
Als Mutter der deutschen Kartenspiele gelten die Spiele Landsknecht und Karnöffel. Zwischen dem 16. und dem Anfang des 19. Jahrhunderts waren diese beiden Kartenspiele wohl der beliebteste Zeitvertreib in den Gaststätten. Aus diesen Spielen gingen dann die heute bekanntesten deutschen Spiele Skat und Schafskopf hervor. Aus Schafkopf entstand dann das Spiel Doppelkopf.
Zum Siegeszug der Kartenspiele trug die Tatsache bei, dass in Deutschland das Produktionsverfahren noch weiter vereinfacht wurde. Die Stadt Ulm wurde zur ersten Hochburg der europäischen Spielkartenproduktion. Von dort aus wurden Spielkarten in alle Herren Länder exportiert. Im 19. Jahrhundert wurde Ulm vom sächsischen Altenburg abgelöst. In Altenburg wurde dann auch im Jahr 1813, kurz vor der historischen Völkerschlacht, erstmals das Skat Spiel urkundlich erwähnt. Damals noch als „Scat“ geschrieben. Die Ableitung stammt vom italienischen Wort „scartare“, auf Deutsch „ablegen“, und bezeichnet das Ablegen zweier Karten in den sogenannten Skat vor der Spieleröffnung. Seit der Völkerschlacht galt Skat auch als wichtiges Spiel zur Ablenkung der Soldaten an Kriegsfronten und galt in den beiden Weltkriegen als kriegswichtig. Skatkarten wurden trotz aller Knappheit bevorzugt hergestellt und an die Front befördert.
Aus „Poch“ und „Poque“ wird Poker
Poker war schon damals als Glücksspiel angesehen und deswegen noch nicht so beliebt und in vielen Regionen auch verboten. Schaut man in deutsche Geschichtsbücher, dann gilt als hiesiger Vorläufer des heutigen Pokerspiels das Kartenspiel „Poch“. Es wird in den Geschichtsbüchern bereits um das Jahr 1441 das erste Mal erwähnt. In Frankreich findet sich ab dem 19. Jahrhundert das ähnliche Kartenspiel „Poque“. Aus den beiden Namen „Poch“ und „Poque“ soll dann über die Jahre der Name Poker entstanden sein. Da Poker und einige Pokervarianten vor allem in den USA im 19. Jahrhundert sehr beliebt waren, beanspruchen die US-Amerikaner ebenfalls die Erfindung des Spiels für sich.
Der weltweite Pokerboom hatte sicher ab dem Jahr 2000 seinen Höhepunkt und Ursprung in den USA. Die deutsche Pokergeschichte ist eng verbunden mit wichtigen US-Turnieren wie der World Series of Poker. Hier erregte auch der Sieg von Chris Moneymaker, dem ersten Poker-Amateur, der sich online für den Main Event der WSOP qualifiziert hatte und am Ende „Weltmeister“ für ein Preisgeld von 2,5 Mio. Dollar wurde, in Deutschland großes Aufsehen. Im Laufe der Jahre wurde dann auch Online Poker immer beliebter. Zahlreiche Pokeranbieter ließen sich in europäischen Staaten mit einfacheren Glücksspielgesetzen wie Malta, Gibraltar oder der Isle of Man nieder. Sie erhielten Glücksspiellizenzen und konnten somit ihr Angebot laut EU-Recht im ganzen Einflussgebiet der Europäischen Union weitestgehend unbehelligt zur Verfügung stellen. Laut einer Studie der Universität Hamburg spielten im Jahr 2011 deutlich mehr als 500.000 Deutsche regelmäßig Online Poker. Und ein Ende des Trends ist nicht in Sicht.
Live-Turniere in Deutschland
Deutsche Pokerspieler, die auf der Suche nach einem großen Pokerturnier waren, mussten früher oft in die USA fliegen, um dort an den Turnieren der großen Serien wie der WSOP oder der WPT teilzunehmen. Doch im Jahr 2007 war es endlich soweit: Die European Poker Tour (EPT), die größte europäische Pokerturnier-Serie, veranstaltete in ihrer dritten Saison vom 8. bis zum 11. März ihren ersten Event in Deutschland. Der Sieg bei der EPT Dortmund ging damals für 672.000 Euro an den Norweger Andreas Hoivold. In der 4. und 5. Saison kehrte die EPT dann wieder nach Dortmund zurück, bevor sie von der sechsten bis zur neunten Staffel nach Berlin wechselte. Seit der 10. Saison wurde kein EPT-Event mehr in Deutschland veranstaltet. Die European Poker Tour wich stattdessen in Nachbarländer wie Österreich oder Tschechien aus.
Trost kam aber von der World Series of Poker. Der Ableger der wichtigsten Poker Turnierserie der Welt, die World Series of Poker Europe (WSOPE) kam im Oktober 2015 das erste Mal nach Deutschland, genauer gesagt nach Berlin. Gespielt wurde vom 8. bis zum 24. Oktober in der Spielbank Berlin am Potsdamer Platz. Zehn Bracelets wurden vergeben. Eines ging nach Deutschland, an Dietrich Fast. Zudem stellte das Event #2, das „€550 Oktoberfest“-Turnier mit 2.144 Teilnehmern einen neuen Rekord für das größte Turnier in der Geschichte der WSOPE auf.
Erster Deutscher Weltmeister
Ein Meilenstein der deutschen Pokergeschichte ereignete sich im Jahr 2011. Dort sorgte ein Spieler mit einem Turnier-Sieg für einen weiteren großen Poker-Boom. Als erster deutscher Pokerspieler gewann ein gewisser Pius Heinz das bedeutendste Pokerturnier der Welt, den Main Event der World Series of Poker. Er wurde im Jahr 1989 in Swisttal-Odendorf bei Bonn geboren. Im Alter von gerade mal 22 Jahren wurde er zum besten Pokerspieler der Welt gekrönt. Für seinen Sieg bekam er ein Preisgeld von 8,7 Mio. Dollar und liegt nun mit 8,9 Mio. Dollar auf Platz 3 der deutschen “All Time Money List”.
Mit seinem Sieg war Pius Heinz auch in zahlreichen deutschen Mainstream-Medien wie der BILD oder dem Stern präsent und bekam den Spitznamen “Poker-Papst” verpasst. Nach seinem WSOP-Sieg war Heinz von Sommer 2011 bis Januar 2013 Profi im Team von Online Marktführer PokerStars. Nur zwei Jahre nach seinem Überraschungserfolg zog sich Heinz aber wieder aus dem Rampenlicht zurück und trat fortan lediglich als Hobby-Spieler in Erscheinung. Dennoch wird er für immer der erste und bisher einzige deutsche WSOP Main Event Sieger bleiben.