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Protection – Wie beschütze ich meine Poker Blätter?
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Leider hat man als Spieler am Pokertisch nur selten die Nuts, also die unter Berücksichtigung aller ausgeteilten und bekannten Karten bestmögliche Hand. Nur wer die Nuts hat, kann sich sicher sein, dass er den Pot gewinnt. In den meisten anderen Fällen hat man eine gemachte Hand. Doch die Gegner können durchaus noch Outs haben, mit denen sich ihre Hand verbessert. In diesem Fall gibt es nur ein Ziel: Die eigene Hand muss beschützt werden!
Internet-poker.de erklärt, was man in der Pokerwelt unter dem Begriff Protection versteht und erklärt wie man seine Hände am besten beschützt.
Definition Protection
Hinter der Protection, also dem Beschützen der eigenen Hand steckt ein einfaches Prinzip. Man bettet so groß, dass die Gegner nicht die korrekten Odds für ihr Outs erhalten. Diese beschützenden Bets heißen Protection Bets. Ein weiteres Ziel ist, sich jenen Teil des Pots zu sichern, der einem von der Pot Equity her eigentlich nicht zusteht. Dazu muss man den Gegner zum Folden bekommen und es schaffen, dass er seinen Equity Anteil aufgibt.
Beispiel 1: Gefährliche Overcards vermeiden
Spieler 1 hat A-8 und im Flop liegen 2-5-8. Spieler 1 hat also Top Pair mit Top Kicker. Wie verhält man sich nun am besten? Man könnte checken und hoffen, dass alle anderen nach einem das auch tun. So könnte dann vielleicht auch noch ein Ass oder eine 8 auf dem Turn kommen. Will man aber gefährliche Overcards wie den König, die Dame, den Buben oder die 10 vermeiden, muss man seine Hand schützen und setzen.
Spieler 1 sollte an diesem Flop Druck auf seine Gegner ausüben. Nur Hände wie hohe Pärchen oder ein Drilling könnten dem Druck standhalten. Durch die Bet werden auch Hände wie A-K, A-Q oder K-Q folden und Spieler 1 gewinnt den Pot. Checkt Spieler 1 nur oder setzt er einen kleinen Betrag, macht er es den Gegnern leicht zu Callen. Kommt auf dem Turn beispielsweise ein König, ist Spieler 1 geschlagen.
Beispiel 2: Gute Blätter nicht slowplayen
Auf dem Flop liegen 8-9-6. Spieler 1 hat A-A. Hier kommt man leicht in die Gefahr, die gute Starthand slowzuplayen, da man ja preflop auf jeden Fall das beste Blatt hat. Doch so bekommen die Gegner weitere Karten geschenkt. Mit nur einer 5 oder einer 7 könnte ein Gegner seine Straße vervollständigen. Da auf dem Flop zwei Herz liegen, besteht zudem noch Flushgefahr, wenn der Turn ein weiteres Herz bringt. Wer seine „Pocket Rockets“ angemessen schützen will, sollte hoch setzen.
Protection in Heads-up Pots
Protection in Heads-up Pots
Es gibt aber auch noch einige komplexere Fälle. Hier ein Beispiel für Protection in einem Heads-up Pot: Gespielt wird No Limit Hold’em, 6-handed, Blinds bei $0,50/$1,00. Spieler 1 hat K-Q und raist auf $ 4. Der Big Blind callt mit 9-10s. Der Flop bringt Q-9-2. Nach einem Check vom Big Blind wäre hier nun eine Value Bet knapp unter der Potgröße das übliche Vorgehen. Die Equity Verteilung am Flop liegt bei: Spieler 1: 75,8 % – Big Blind: 24,2 %. Das heißt, beide hätten, wenn bis zum Showdown durchgecheckt wird, einen positiven Erwartungswert (+EV).
Doch genau dies muss Spieler 1 durch eine Bet verhindern. Wenn er $ 7 setzt, sind für den Big Blind 15,5 Big Blinds im Pot und 7 Big Blinds zu zahlen. Davon ausgegangen, dass Spieler 1 wegen Pot Control am Turn Checkbehind spielt und der Big Blind somit eine Freecard bekommt, wird der Erwartungswert für den Big Blind somit negativ (-EV). So muss er den Pot aufgeben oder er spielt fälschlicherweise trotz -EV die Hand weiter.
Protection in Multiway Pots
Ein Ziel mit guten Händen in Multiway Pots ist es, das Gegnerfeld möglichst zu verkleinern. Hier ein Beispiel zur Protection in Multiway Pots: Wir spielen wieder No Limit Hold’em, 6-handed, Blinds bei $0,50/$1,00. Spieler 1 hat A-A und raist auf $ 4. Der Button callt mit K-Q, der Small Blind callt mit 5-5 und der Big Blind callt mit 10-8s. Auf dem Flop kommen K-9-8. Der Small und der Big Blind checken. Die Equity-Verteilung am Flop (Spieler 1: 50.7%, BU: 18.9%, SB: 9.2%, BB: 21.2%) zeigt, dass Spieler 1 klarer Favorit ist. Doch wenn die Hand zu Ende gecheckt wird, gewinnt er nur in der Hälfte aller Fälle den Pot. Bekommt er Small und Big Blind zum Folden, sieht die Gewinnerwartung wie folgt aus: Spieler 1: 80% – BU: 20%.
Während der BU nicht viel von den Folds profitiert, verbessert sich die Chance für Spieler 1 enorm. Somit weiß Spieler 1 was zu tun ist: Er setzt $ 15. Angenommen der Button callt und der Small Blind foldet, findet der Big Blind folgende Situation vor: 46 Big Blinds sind im Pot, 15 Big Blinds zu zahlen. Er hat ein offensichtlich wertloses Bottom Pair. Er hat aber 5 Outs auf TwoPair und einen Backdoor Straightdraw. Er hat keine Position und kann auf keine Freecard am Turn hoffen. Auch seine Gewinnerwartung rutscht ins Negative und er müsste seine Hand eigentlich aufgeben.
Protection gegen Implied Odds
Eines der schwierigsten Themen beim No Limit Hold’em sind die Implied Odds. Wer „Top Pair Good Kicker“ hält und am Turn von einem „Open Ended Straight Draw“ ausgedrawt wird, kann durchaus seine Hand folden. Aber was, wenn er ein Set hat? Wer sieht sich hier nicht vorne und will callen oder sogar raisen? Oft wandert in solchen Situationen schon am Turn der ganze Stack in die Mitte. Trotz der Outs gegen den Straight hat die Situation einen deutlich negativen Erwartungswert.
Ein Call von einem „Open Ended Straight Draw“ kann gegen „Top Pair Good Kicker“ einen negativen Erwartungswert haben, aber gegen ein Set einen positiven. Das liegt an den hohen Implied Odds.
Beispiel 1: „Top Pair Good Kicker“ vs. „Open Ended Straight Draw“
Wir spielen wieder No Limit Hold’em, 6-handed, Blinds bei $0,50/$1,00. Spieler 1 ist im Button und hat A-Ks. Er raist auf $ 4. Der Big Blind callt mit J-10. Der Flop bringt K-9-8. Nach einem Check vom Big Blind raist der Spieler 1 auf $ 7. Selbst mit Implied Odds zahlt sich nun der Call für den Big Blind am Flop nicht mehr aus.
Beispiel 2: Set vs. „Open Ended Straight Draw“
Wir spielen weiter No Limit Hold’em, 6-handed, Blinds bei $0,50/$1,00. Spieler 1 ist wieder im Button und hat K-K. Er raist auf $ 4. Der Big Blind callt mit J-10. Auf dem Flop kommen K-9-8. Wieder checkt der Big Blind und der Spieler 1 raist auf $ 7. Trifft der Big Blind sein Draw am Turn kommt es zum All-in. Spieler 1 hat 10 Outs auf Full House oder auf Quads. Gegen ein Set und mit der Annahme, dass der ganze Stack des Gegners in den Pot wandern könnte, hat ein „Open Ended Straight Draw“ hier durchaus einen positiven Erwartungswert. Gegen ein Suckout hilft hier nur eine Overbet am Flop. Problem ist hier, dass man ja eine Monsterhand hat und von schlechteren Händen ausbezahlt werden will. Streng genommen kann man sich in Heads-up Pots nicht angemessen gegen Suckouts mit großen Implied Odds wehren.
Beispiel 3: Set vs. „Open Ended Straight Draw“/Flushdraw im Multiway Pot
In Multiway-Pots sieht das allerdings oft anders aus. Wir spielen immer noch No Limit Hold’em, 6-handed, Blinds bei $0,50/$1,00. Alle Spieler haben vor der Hand etwa 100 Big Blinds. Spieler 1 ist wieder Button. Dieses Mal hat er 3-3. „Under the Gun“ (UTG) raist auf $ 4. Der Cutoff (CO), der Spieler 1 und der Big Blind callen. Der Flop kommt mit K-Q-3. Nach einem Check vom Big Blind, raist UTG auf $ 12. Der CO callt und Spieler 1 raist auf $ 45.
Hier muss Spieler 1 seine Hand ausreichend gegen einen Flushdraw oder eine „Open Ended Straight Draw“ beschützen, selbst, wenn die Implied Odds seinen ganzen Stack betragen. Hat entweder UTG oder CO den Nutflushdraw, sind 85,5 Big Blinds im Pot und 33 Big Blinds müssen noch bezahlt werden. Beide Spieler haben noch 51 Big Blinds übrig. Spieler 1 callt ein All-in am Turn mit seinem Set. Der Erwartungswert für die Gegner wird negativ. Mit seinem Re-Raise hat Spieler 1 die Potgröße so anschwellen lassen, das die Implied Odds entscheidend verringert werden. Hier sollte Spieler 1 auf keinen Fall nur callen, aus Angst schlechtere Hände zu verscheuchen.